Wenn du willst, dass es klappt, musst du es selbst machen!

11.04.2019

Autor: David Pietsch

>>Wenn du willst, dass es klappt, musst du es selbst machen.<< Diesen Spruch habe ich in meinem beruflichen Alltag immer mal wieder gehört. Gilt er doch in meinem heutigen Arbeitsumfeld als der Schenkelklopfer schlecht hin. Es ist für ein modernes Unternehmen mit einer modernen Führung doch ganz klar, dass es so nicht sein kann. Mir stellt sich jedoch immer mal wieder die Frage, ob mir dieser Spruch nicht doch gelegentlich über die Lippen oder zumindest mal in den Sinn kommt - wenn auch in einer anderen Form. Immer wieder wenn man versucht ein kleines bisschen weniger im Tagesgeschäft mitzumischen, übernehmen idealerweise die eigenen Mitarbeiter mehr Verantwortung und erledigen die erforderlichen Aufgaben in der Reihenfolge, wie es die Wichtigkeit und Dringlichkeit vorgeben. Das klingt toll, oder!? Jetzt kann man endlich ohne schlechtes Gewissen oder unterschwelliger Panik seelenruhig mittags das Unternehmen verlassen und das Leben genießen. Denn endlich läuft es genau so, wie man es sich vorstellt.

Doch es kommt wie es kommen muss. Kaum wurde die Dienstreise angetreten trudeln die ersten Mails oder Anrufe mit möglichen fehlerhaften Entscheidungen oder Hilferufen ein. Und man denkt sich: "Was ist denn nur in die gefahren? Können die Kollegen nicht einmal ihren Kopf benutzen?"

Und nach ständigem darauf rumdenken bin ich mir ziemlich sicher, dass sie genau das auch tun. Sie tun es aber auf ihre eigene Weise. Mit ihrem eigenen Blick und ihren eigenen Möglichkeiten. Sehr oft ertappe ich mich selbst dabei wie ich ungeduldig darauf warte dass endlich der zündende Moment einritt bei dem Einen oder Anderen. Doch vermutlich wird es den so nicht geben oder Dieser erfolgt an einer ganz anderen Stelle. Bei manchen Themen gelingt es mir inzwischen abzuwarten und die Mitarbeiter durch die Fehler gehen zu lassen, welche man vorausgesehen hat. Doch wie kann man sich selbst dazu bringen dies viel öfter und viel konsequenter auszuhalten ohne das das Unternehmen zu schaden kommt? Und wie kommt es, dass man die potenziellen Fehler vorhergesehen hat? Hätte ich es doch nur gleich selbst gemacht...

Es gibt Dinge im Leben, welche einem Wichtig sind. Dazu gehört mit sehr großer Sicherheit die eigene Familie, insbesondere die eigenen Kinder. Vielleicht ist der Vergleich etwas weit hergeholt, jedoch hilft mir persönlich dieser Vergleich doch immer mal wieder so manche Dinge entspannter zu sehen- und natürlich wird bei den Kindern korrigierend eingegriffen, bevor sie sich in ernsthafte Gefahr begeben. Dennoch ist es ja für die Entwicklung sehr wichtig, dass sie hinfallen, wieder aufstehen und aus ihren Fehlern lernen. Wie oft war ich schon total entnervt, dass mir mein Sohn nicht zuhören wollte, damit er das Problem endlich so angeht wie ich es ihm erklären will. Wenn sein Widerstand dann deutlich größer war als mein ernsthafter Wille am Sonntagmorgen und ich ihn entnervt mit dem Thema allein gelassen habe, war ich schon so manches mal überrascht, wenn er es dann doch selbst gelöst bekommen hat. Auf seine Weise. Es hat vielleicht länger gedauert und möglicherweise ist es auch nicht perfekt - doch in Summe stimmt das Endergebnis. Und nun provokativ gefragt: lässt sich dies auf die Mitarbeiter übertragen?

Natürlich sind die Kollegen und Mitarbeiter keine Kinder. Jedoch ergeben sich auch für sie neue Aufgaben und neue Handlungsfelder in denen sie sich das erste Mal bewegen, wenn das Unternehmen und die Mitarbeiter sich weiterentwickeln. Sie müssen neue Werkzeuge nutzen, um Themen voll und ganz analysieren zu können, neue und vor allem eigene Wege gehen, um die neuen Probleme, vor denen sie plötzlich stehen, zu lösen. Doch sie tun es auf ihre Weise, ihren eigenen Weg. Der ist möglicherweise nicht so schnörkellos und auch nicht perfekt - doch wenn das Endergebnis stimmt, halte ich mich gerne an den technologisch geprägten Satz: "So genau wie nötig und nicht so genau wie möglich."

Aus meiner Sicht sollte man also etwas abwarten (können) und darauf Vertrauen, dass die Mitarbeiter genau so einen Willen haben sich weiter zu entwickeln wie ganz zu Beginn des Lebens. Und eins erscheint auch ganz klar: ist Gefahr in Verzug, welche man erkennt bzw. einem aufgezeigt wird, sollte man zwingend unterstützend oder korrigierend eingreifen, um die Mitarbeiter und das Unternehmen vor zu großen Gefahren zu schützen.